Dienstag, 5. Dezember 2023

strange is the new fruit - der Konzertbericht 2023

 The Show Must Go On

Wie Freddie Mercury auf dem letzten Album von Queen vor seinem Tod schon sang: „The show must go on“! So musste es auch nach Corona irgendwann mal wieder mit Konzerten losgehen. Vor der Pandemie war ich 2019 bei über 30 besuchten Shows im Jahr und mit Ausnahme von Die Ärzte war ich während den drei Jahren der Pandemie bei keinem weiteren Konzert! Zwar gab es ja schon recht früh wieder Konzerte, die draußen stattgefunden haben, wie z.B. Wiebusch/Bosse/Uhlmann, aber mit Strandkorb auf der Rennbahn Hoppegarten fühlte es sich für mich nicht wie das Konzert an, das ich gern erleben wollte. Auch ließ ich 2022 die Show sausen, als Hot Water Music zusammen mit Boysetsfire, Samiam und Be Well unterwegs waren. Das Konzert fand in der Columbiahalle statt, aber eigentlich hätten mich Be Well am meisten interessiert, allerdings auch nicht unbedingt auf so einer großen Bühne. 


Tja und als für den 19.03.2023 eine Headliner Show von Be Well im Cassiopeia angekündigt war, musste ich mich meinen Ängsten und Unsicherheiten stellen, da ich die Show auf keinen Fall verpassen wollte. Im Vorprogramm spielten Giver und Hard Strike (allerdings ohne Ken Olden) und als Brian McTernan auf die Bühne kam stellte sich zugleich wieder das Glücksgefühl ein, wenn man ein tolles Konzert besucht. Neben den Hits von Be Well gab es als Zugaben noch Coverversionen von Battery und 7Seconds mit Unterstützung von Mike McTernan! Als Brian vom Tod seiner Mutter erzählte sowie seinem Umgang mit Depressionen und dass er eben entgegen seiner Erwartung nicht der Fun-Dad sein konnte, der in seiner Freizeit noch das Soccer-Team seiner Tochter coacht, wurde es richtig emotional. Unglaublich toll und intensiv und ich war sehr froh bei dieser Show gewesen zu sein! Nach der Show bin ich noch zu Brian, da wir vorab über Instagram abgesprochen hatten, dass er mir die Tour Edition der Hello Sun 12“ zurücklegen wollte. Leider hatte er nicht daran gedacht gehabt und alle Platten waren schon vergriffen. Dies tat ihm sehr leid und er wollte dies unbedingt wieder gut machen und so bekam ich zwei Wochen später die Platte direkt aus den USA per Post als Geschenk zugeschickt! Ein unglaublich toller und großzügiger Mensch!


Im April hab ich Adi, der mit seiner Band als Adrian Hermes & die Spontanität in einer Galerie in einer Tiefgarage in Neukölln aufgetreten ist, live gesehen. Zudem war ich, ebenfalls mit Daniel, bei der Abschiedsshow von The Tidal Sleep, wo noch Gift und Viva Belgrado, ne tolle Post-Hardcore Band aus Spanien, gespielt haben.


30 Jahre nach der Record Release Party von Hard Times, habe ich es leider nicht zur Comebackshow von Crime nach Geislingen geschafft. Verpasst habe ich auch das Live - Comeback von The Robocop Kraus, die mich mit ihrem Comeback-Album Smile ebenfalls wieder überzeugen konnten! Im Mai gab es erneut mit Daniel dafür doch noch ein Comeback-Konzert, da Fireside mit ihrem neuem Album Bin Juice im Badehaus gespielt haben! Ziemlich genau 20 Jahre nachdem ich sie zum ersten Mal live gesehen habe. Neben Hits von Do Not Tailgate und Uomini d'onore wurden auch neue Songs gespielt, die sich hervorragend in das Set einordneten. Nur die Vorband Yikes mit dem Fatboy Slim / The Prodigy- mäßigen Sound konnte live nicht so richtig überzeugen, dafür Fireside umso mehr!

Tja und leider wurde das immer wieder verschobene Konzert von Ozzy Osbourne und Judas Priest, für das ich bereits seit September 2018 eine Karte im Regal stehen hatte, schlussendlich komplett abgesagt! Ozzy ist einfach nicht mehr in der gesundheitlichen Verfassung eine komplette Tour zu spielen und somit habe ich den Prince of Darkness solo leider nie live gesehen! 

Mit dem rückerstattenden Geld habe ich mir eine Karte für Ghost gekauft. Ghost wurde mir vor ein paar Jahren mal von Josip als die ABBA des Metals empfohlen und was soll ich sagen: Ich bin Fan! Ich mochte ja schon immer Metal, der sich traut nach Pop zu klingen und vor allem live überzeugt das inszenierte Spektakel von Ghost völlig! Papa Emeritus IV mit seinen Nameless Ghouls haben einfach den Dreh raus eine perfekte Show zu liefern, mit einem beeindruckenden Bühnenbild, ständig wechselten Kostümen und einem Feuerwerk aus Hits, Hits, Hits!

Die Show fand im Velodrom statt und im Vorprogramm spielten Halestorm und auch die Band um Frontfrau Elizabeth „Lzzy“ Hale wusste zu unterhalten. Aber es war klar, dass alle auf Ghost warteten. Vor allem viele junge Fans waren zum Teil aufwendig geschminkt, auch war es auffallend, dass Ghost sehr viele weibliche Fans haben! Der einzige Wermutstropfen war, dass leider in Berlin die Coverversion Jesus He Knows Me von Genesis, nicht gespielt wurde. Ansonsten kann ich es nicht erwarten Ghost mal wieder live zu sehen!


Für die Show von Rocky Votolato habe ich mir sofort bei Ankündigung eine Karte gekauft, da es hieß, dass nur knapp 80 Personen reinpassen würden. Nur leider wurde die komplette Europatour wenige Tage danach aus familiären Gründen von Rocky wieder abgesagt. Ich hoffe, es geht seiner Familie und ihm wieder besser.


Im Juni spielten zudem SIND, die mich im vergangenen Jahr mit ihrem Album Kino Kosmos und vor allem mit dem Song Karlshorst begeistert haben. Die Show war recht kurzfristig angekündigt und folglich gab es auch nur Abendkasse. Da Daniel und ich nur schlecht abschätzen konnten, wie viel da los sein wird, bzw. wie viele Leute überhaupt in den Kater Blau auf dem Holzmarktgelände passen, waren wir bereits zeitig dran. Dort ist natürlich alles sehr szenig und es mussten sogar die Kameras am Smartphone abgeklebt werden, was doch etwas affig wirkte.

Das Konzert war jedoch klasse und das Set bestand hauptsächlich aus den Alben Vielleicht ist es anders als Du denkst (2020) und Kino Kosmos (2022). Auch wurde der Song Barcelona gespielt, der angeblich zum ersten Mal live aufgeführt wurde! Ein schöner Sommerabend mit toller Musik…


Für die Show von Muff Potter zum 30-jährigen Bandjubiläum am 01.09. im SO36 waren zunächst Hammerhead als Support angekündigt. Aufgrund eines Hörsturzes bei einem Bandmitglied sprangen kurzfristig Herrenmagazin ein. 

Pünktlich um 19:00 Uhr haben Herrenmagazin die ehrwürdige Bühne des SO36 erklommen und wussten bereits zu begeistern. Beim Song Lila Lametta kam Thorsten „Nagel“ Nagelschmidt schon mal als Gastsänger auf Bühne, bevor dann Muff Potter dran waren. Zum 30-jährigen Jubiläum hatten sich Muff Potter etwas ganz Besonderes ausgedacht, so spielten sie gleich zwei Sets an einem Abend! 

Im ersten Akt (2023) standen vor allem die Songs von 2022er Album Bei Aller Liebe sowie viele Hits im Vordergrund. Noams Lieblingssong ist „Ich will nicht mehr mein Sklave sein“ und ich bin vor allem von „Nottbeck City Limits“ sehr begeistert („Und was von Menschen gemacht wurde, kann auch von Menschen wieder abgeschafft werden!“). Zudem gab es noch einige Gastauftritte, z.B. von Jule Merz, die damals auf dem 2003er Album Heute Wird Gewonnen, Bitte mitgewirkt hatte und von Tobias Scheisse von Hammerhead, mit dem Muff Potter den Hammerhead Song „Ich sauf allein“ coverten. 

Im zweiten Akt (1993 – 2022) wurde von allen Alben, angefangen vom Demo bis hin zum aktuellen Album, jeweils ein Song gespielt! Von der Compilation Colorado, die 2018 veröffentlicht wurde, gabs sogar noch das EA80 Cover vom Song „Auf Wiedersehen“. Bei „Wir sitzen so vorm Molotow“ durfte sich Deniz Jaspersen von Herrenmagazin mit einem Gastauftritt revanchieren und als Zugabe gab es natürlich noch den Song 100 Kilo, der mit einem Covers-Medley gestreckt wurde, bevor die Show endgültig zu Ende war.

Wenn etwas gut ist, dann das hier!


Vom 15.09 bis 17.09.2023 feierte auch das Straight Edge Label Refuse Records sein 30-jähriges Bestehen und da bietet es sich natürlich an, die Feierlichkeiten mit römischen Zahlen zu gehen: XXX! Ich selbst war jedoch nur am Samstag dabei, wo das Ganze in der KØPI stattgefunden hat. Chriz und ich hatten uns bereits am Nachmittag dort getroffen, um auch sicher noch ein Ticket zu bekommen und neben den ganzen Shows und weiteren Angeboten, wie Lesungen, Plattenkisten, etc. auch noch Zeit zum Quatschen zu haben. Zudem habe ich allerhand Leute getroffen, die ich z.T. schon ewig nicht mehr gesehen hatte, bzw. z.T. auch noch nie gesehen hatte, allerdings schon seit Jahren mit ihnen über Insta verbunden bin. Wie z.B. Adam (Goodwill Records), Christian (Take It Back Records), Jobst (Peace of Mind, Highscore, The Fog, Und Dann Kam Punk) sowie Ken und Kathi, die extra aus den USA angereist waren, um ein Preview auf das Buch zu geben, an dem Ken bereits schon seit Jahren arbeitet. Leider habe ich diesen Programm-punkt verpasst, da er zunächst nach hinten verschoben wurde, da Jean-Paul, der an einem Buch über die europäische Straight Edge Szene arbeitet, zu spät dran war und leider auch nicht klar kommuniziert wurde, wo das Ganze genau statt-findet, echt schade! Auch habe ich Marcus (Quarantined Fanzine) leider nicht getroffen, weil wir beide nicht wussten, wie der andere aussieht, da wir bisher nur über Instagram Kontakt hatten und über 600 Menschen vor Ort waren. 

Die Bands, die an dem Tag gespielt haben, kannte ich alle nicht, aber es war weiter nicht schlimm, da ich somit zwischendurch noch Zeit zum Quatschen hatte und um nach Platten und Zines zu stöbern. Live gesehen habe ich The Fog (Ex-Highscore), die letzte Show mit Jobst, allerdings nur mit mäßigem Sound im Koma F. Daraufhin habe ich mir die anderen Bands dort erspart und erst wieder im AGH zunächst Scraps (Frankreich) und Goverment Flu (Polen) angeschaut. 

Im Anschluss haben noch The Tangled Lines aus Dresden gespielt, die sich eigentlich schon 2012 aufgelöst hatten, aber extra zum Jubiläum von Refuse Records wiedervereint hatten! Für mich gab es zum Abschluss noch Beyond Pink aus Malmö, die ebenfalls meinten zuletzt zum 20-jährigen Jubiläum in Berlin gespielt zu haben! Danach hätten zwar noch Vitamin X und Coke Bust gespielt, aber es war bereits sehr spät und nach 5x Hardcore Geballer hatte ich auch genug.

Alles im allem eine tolle Veranstaltung und ich bin sehr froh, dass Chriz mich gefragt hatte, ob ich mitgehen möchte…


Am Freitag, den 13. Oktober spielte Valentin mit seiner neuen Band OK.Nein in der Loge in Friedrichshain. Da wir es leider nie schaffen uns zu treffen, hab ich mich gefreut, wenigstens vor dem Konzert kurz mit ihm zu quatschen und mir anschließend seine neue Punkband als Support für Borgzinner anzusehen. Borgzinner waren wiederum gesanglich und musikalisch (Skacore) nicht so mein Fall, konnten jedoch durch ihre politische Attitude und DIY Ethos überzeugen.


Gleich drauf am Montag, 16. Oktober spielten Quicksand zum 30-jährigen Jubiläum von Slip das komplette Album am Stück im SO36 und das war großartig! Fireside spielten als Support und so kam ich in den Genuss diese fantastische Band bereits zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres auf der Bühne zu erleben. 

Live wurden Walter Schreifels, Sergio Vega und Alan Cage von Stephen Brodsky (Cave In) an der Gitarre unterstützt, da Tom Capone leider nicht mehr Teil von Quicksand ist. Die Band kam auf die Bühne und begann zugleich mit dem Song Fazer und dann wurde Slip in der kompletten Songreihenfolge des Albums durchgespielt! Natürlich inklusive des genialen Instrumentaltracks Baphomet, den ich bisher noch nie live gehört habe. Im Anschluss wurden noch Lightning Field und Colossus vom neuen Album Distant Populations gespielt und zum Abschluss Thorn in My Side und Landmine Spring sowie als Zugabe Delusional von Manic Compression! Das war echt der Hammer und ich bin sehr froh und dankbar die Möglichkeit gehabt zu haben, dabei gewesen zu sein.


Am 28.Oktober spielten noch Hischaboggl in Geislingen, es war die erste Show überhaupt und ich habe mich sehr darüber gefreut, dass ich dabei sein konnte!

Im Vorprogramm spielten Körkboden aus Aufhausen und Nervine aus Göppingen und es war toll, dass so viele Menschen den Weg ins MieV gefunden haben und die Live-Premiere des Schwoba-Metals feierten. Das Bühnenbild war schon sehr beeindruckend und neben den sechs Songs der Debüt-EP gabs noch vier ganz neue Songs und zum Schluss wurde nochmals Babbadeggl zum Besten gegeben, es war ein wahres Fest!

Am Merchstand gabs T-Shirts, Aufnäher, Plektren und Aufkleber und sogar noch einen richtigen Hischaboggl, den ich nach der Show fürs Frühstück gekauft habe.

Ein tolles Konzert und ich bin sehr gespannt, wie es mit Hischaboggl weitergeht!


Über welche Show habt ihr euch 2023 ganz besonders gefreut?


An dieser Stelle wünsche ich allen Leserinnen und Leser noch eine schöne Adventszeit, frohe Weihnachten, Happy Chanukka und einen guten Rutsch ins neue Jahr!

2 Kommentare:

Daniel hat gesagt…

Das waren dann also 5 gemeinsame Konzerte dieses Jahr und demnach viel zu wenig ;-) Auf ein weiterhin musikalisches 2024!

Anonym hat gesagt…

Das sind immerhin die Hälfte aller von mir besuchten Konzert, allerdings eben nur ein Bruchteil der von dir besuchten Konzerte. Würde mich freuen, wenn es 2024 dann wieder mehr wären 😃